Die heutige Etappe sieht von der Planung her erst einmal ziemlich einfach aus. Jedoch wollen wir auf Mautstraßen völlig verzichten und dennoch einigermaßen rasch vorankommen. Und dann wird es schon wieder schwieriger. Ganz vermeiden lässt es sich zum Beispiel nicht, zumindest durch die Peripherie von Toulouse zu fahren und auch die Innenstadt von Tarbes werden wir nicht umfahren können. Aber im Großen und Ganzen werden wir Landstraßen benutzen.

Bereits beim Aufwachen erleben wir die erste Überraschung: wir sehen die Umgebung unserer Unterkunft klar und deutlich. Also schon mal: kein Nebel (und kein Hangover :-)). Außerdem, und das ist noch viel wichtiger, sehen wir am Himmel ein völlig ungewohntes Phänomen: gibt es blaue Wolken? Oder ist das wirklich der Himmel ganz ohne Wolken? Spaß beiseite: wirklich und wahrhaftig scheint die Sonne! Das verspricht ein guter Tag zu werden.
Daher bleiben wir auch bei der ursprünglichen Planung, die ohne mautpflichtige Autobahnen auskommt. Für die nicht ganz 400 Kilometer meint das Navi, rund fünfeinhalb Stunden zu brauchen. Dass die Zeit nicht ganz ausreicht, liegt an dem heftigen Verkehr in den beiden größeren Städten, wie oben schon geschrieben.
Die Landschaft ganz zu Beginn ist insofern außergewöhnlich, als die Schlucht hinunter in Richtung Lourdes überwiegend sehr eng ist und neben dem Fluss und der Straße praktisch kein Platz bleibt. Erst als wir hinunter in die Ebene kommen, weitet sich der Blick und wir begeistern uns an saftigen Wiesen und Feldern im strahlenden Sonnenlicht. Die verschiedensten Tiere grasen auf den Weiden, Bauern gehen ihrem Tagwerk nach und alles strahlt Ruhe und Frieden aus. Einfach schön!
Unter anderem kommen wir am Flugfeld von Lourdes vorbei, wo noch immer rund 40 Flugzeuge eingemottet herumstehen, die während der Corona Pandemie abgestellt worden sind. Ein seltsames Bild, wenn so viele Millionen Euro ungenutzt in der Landschaft vergammeln. Obwohl, vergammeln ist wohl der falsche Eindruck: die Fluggräte sind zumindest überwiegend gut verpackt.
Nach gut 100 Kilometern sind wir von dem guten Wetter überzeugt und legen endlich unsere Regenklamotten ab. Und schließlich fahren wir wieder richtig Motorrad. Soll bedeuten, dass wir Kurven genießen, ohne Angst zu haben, dass wir wegrutschen. So macht das Spaß!
Erst kurz vor unserem Ziel ziehen sich wieder schwarze Wolken am Himmel zusammen und wir legen, wenigstens präventiv, die Gummijacken an. Aber letztlich haben wir Glück, und es bleibt trocken. Dafür sind auf den letzten 20 Kilometern die Straßenarbeiter aktiv gewesen und haben Winterschäden ausgebessert. Das Ergebnis ist eine Unmenge von Rollsplit und der bremst uns naturgemäß wieder aus. Aber egal, Hauptsache, es ist trocken.
In Castelnau-Pegayrols angekommen, werden wir sehr herzlich von unserer Wirtin empfangen, die sich noch gut an uns erinnert, da wir erst vor einem Jahr ebenfalls hier übernachtet haben. Damals hat es uns so gut gefallen, dass wir „The Tavern“ auch in diesem Jahr wieder in unseren Routenplan eingebaut haben.
Wir freuen uns schon wie die Kinder auf das Abendessen, welches uns Marrikka zubereiten wird. Der eigentliche Ort Castelnau-Pegayrols besteht nur aus ein paar Häusern und dem namensgebenden Kastell eben. Die Häuser strahlen eine angenehme Ruhe aus und man fühlt förmlich die Geschichten, die sich hier ereignet haben mögen. Leider ist es in diesem Jahr zu kalt, um draußen auf der Straße ein Glas Wein zu genießen.
Und daher beginnen wir den angenehmen Teil des Abends in der Stube mit Bier, das uns Marrikka aus einem schönen Steinkrug serviert. Dazu gibt es ein paar Kleinigkeiten zu essen. Das kann nur angenehm werden!