Motorradtour Sizilien 2020

Die Motorradtour Sizilien 2020 war tatsächlich eine Reise, die ausschließlich dem Coronavirus geschuldet war. Kaum zu glauben, aber wahr.

Eigentlich wollten wir alle vier endlich ans Nordkap, um unseren „prospect“ zu taufen. Wegen der dramatischen Einschränkungen wegen des Virus‘ beschlossen wir schon im April, den Start auf Ende August zu verlegen, in der naiven Annahme, das die Krise bis dahin überwunden sein werde. In der Rückschau war selbst diese Entscheidung mehr als blauäugig, denn eine Woche vor der Einschiffung auf der Fähre von Travemünde nach Helsinki beschloss die finnische Regierung einen Einreisestopp  für Deutsche. Innerhalb von ein paar Tagen buchten wir daraufhin Fähren und Unterkünfte auf komplett norwegische Dienstleister um, nur um einen Tag vor der Überfahrt von Kiel nach Oslo auch vom Einreiseverbot nach Norwegen zu erfahren.

Das war am Donnerstagabend um 21 Uhr; am Freitag setzten wir uns dann kurz zusammen und beschlossen kurzerhand, uns am Samstag, 29. August um 0900 zur Abfahrt nach Sizilien zu treffen. Leider hatten dann aber Oli familiäre und Klaus berufliche, aber jeweils nachvollziehbare Gründe, Horst und mich alleine zur Motorradtour Sizilien loszuschicken.

    1. Tag: 29. August von Eckental nach Volterra – etwa 880 km
      Wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit und vor allem aufgrund des üblen Wetters fuhren wir ausnahmsweise überwiegend auf der Autobahn; Ausnahmen waren die Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen bis Innsbruck und das letzte Stück der Strecke in der Toskana von Florenz nach Volterra. Bereits kurz vor München hatte es wie aus Eimern zu regnen begonnen und in der Gegend von Florenz wieder aufgehört, so dass wir auch ohne erwähnenswerte Pausen durchgefahren sind. Vor allem der Abschnitt zwischen Colle di Val d’Elsa und Volterra ist Volterra bei Nachtwunderbar für Kurvenfreunde – super ausgebaut, abwechselnd langgezogen und eng, die Landschaft ist herrlich – ein Traum!
      Übernachtet haben wir, wie schon des Öfteren im Park Hotel le Fonti, Via di Fontecorrenti, 2, 56048 Volterra PI. Das Hotel hat eine tolle Lage außerhalb der Stadtmauern, verfügt dafür aber über einen gepflegten Pool und eine große Terrasse mit gut sortierter Bar, das Restaurant ist sehr gut – wenn es denn nach Corona wieder geöffnet hat – und das Personal ist sehr hilfsbereit und freundlich.
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    2. Tag: 30. August von Volterra nach Pompeji – etwa 520 km
      ToskanaToscana - Poggio_CoviliEndlich: den Tag ohne Regenkombi beginnen! Nach einem reichhaltigen Frühstück brechen wir gegen halb zehn erst einmal wieder Richtung Colle de Val D’Elsa auf, biegen dort aber im Kreisverkehr ab auf die Via Romano Bilenchi nach Süden, zweigen dann ab auf SP101, derem herrlichen Verlauf wir folgen, bis wir südlich von Siena auf SR2 wechseln.
      So muss die Toskana aussehen, denken wir uns beim Durchfahren der typischen Landschaft mit sehr wenig Verkehr. Kurz vor Bolsena fängt es dann doch wieder an zu regnen und wir kommen noch gerade so in die „Ortensia Ristobar“ direkt am See, bevor draußen die Welt unterzugehen scheint!  Drinnen bekommen wir von dem schmackhaften Mittagessen ab, das sich die Großfamilie eben aufgetischt hatte.
      Nach einer guten Stunde Trocknungszeit strahlt die Sonne wieder und wärmt uns auf dem Weg um Rom herum nach Neapel. Durch den Moloch der Großstadt kämpfen wir uns durch bis Pompei und suchen fieberhaft nach dem gepriesenen Bosco de Medici Resort in der Via Antonio Segni, 43, was sich insofern als nicht wirklich einfach erweist, als das Viertel so gar nicht nach einem „Resort“ aussieht. Aber nach Hinweisen der freundlichen Anwohner tut sich plötzlich eine andere Welt auf: fast schon mondän präsentiert sich das „Casual Hotel with Mount Vesuvius Views“ und angeschlossener „Winery“, wo wir uns erst einmal im großen Pool und einem kühlen Bier erfrischen. Nach dem Bezug des grandiosen Zimmers mit eigenem Whirlpool genießen wir die kulinarischen Offenbarungen in der Winery – sehr empfehlenswert!
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    3. Tag: 31. August – Pompeji
      die nordkappen in pompejiPompeji_RuinsWir wollen uns heute mal so richtig mit der Vergangenheit von Pompeji beschäftigen und brechen daher zu Fuß auf in die historische Ausgrabungsstäte von Pompeji. Eigentlich ist ja das Gelände unseres Resorts von der Ausgrabungsstätte nur durch die Geleise der Lokalbahn getrennt, wir sehen die Ruinen sogar. Aber die Zäune sind hoch …
      Der Weg führt uns also durch das Zentrum der Stadt über die Piazza Bartolo Longo mit dem gewaltigen „Santuario della Beata Vergine Maria del Santo Rosario di Pompei“ und seinem beeindruckenden Campanile. Überall auf dem Platz stehen Schilder mit der Aufforderung, man solle sich hier absolut ruhig verhalten, da es „Ort der Stille“ sei. Umso mehr erschrecken wir, als die Glocken im Campanile plötzlich „erklingen“. Himmel – ist das laut! Aber gut, so ist das eben mit der Auffassung von Stille in Italien!
      Dann geht es durch die unvermeidlichen Buden mit allem möglichen Mist für Touristen zum Haupt-Eingang der Ausgrabungsstätte. Leider ist diese geschlossen; aber ein Hinweis leitet uns etwa einen Kilometer weiter zur „Pompeji Archeological Park Entrance“. Und dort bescheidet man uns nach nun gut 3 km FUSS-Marsch in süditalienischer Hitze, dass der Park montags geschlossen sei. Na bravo!
      Also zurück zur Piazza, dort das italienische Flair und ein wenig Wein aufsaugen, im Hotelpool ein paar Runden drehen und abends wieder ins Zentrum latschen. Dort extrem begeistert im „GARUM“ dinieren, welches im Gegensatz zu anderen Läden auch montags geöffnet hat. Tolle Atmosphäre, super Bedienung und das Essen entschädigt uns zusammen mit dem Wein für den fast schon verlorenen Tag!
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    4. Tag: 1. September von Pompeji nach Strada Statale 18 km 369 II, 88040 Gizzeria CZ, Italien, etwa 550 km

      Nach einem hervorragendem Frühstück, das man uns auf unsere noble Terrasse gebracht hat, brechen wir zunächst Richtung Amalfi-Küste auf. Wir nehmen die SS366 von Castellammare nach Conca dei Marini, die wirklich herrlich kurvenreich ist und an einem beeindruckenden Aussichtspunkt vorbeiführt, von dem aus man nahezu die gesamte Küste überblicken kann. Nach dem Viewpoint geht es in vielen Serpentinen hinunter auf die SS163 in Richtung Salerno.
      Wir vermeiden die Autostrada und halten uns konsequent auf der SS175 entlang eines Küstenabschnittes, wo sich ein bewirtschafteter Badestrand an den anderen reiht und der jetzt in der Nebensaison in Kombination mit den Ausgangsbeschränkungen ein ziemlich trauriges Bild abgibt.
      Wir passieren Paestum, eine von den Griechen angelegte Kolonie zur Kultivierung des fruchtbaren Bodens. Tatsächlich sind hier wirklich viele wirklich alte Steine wirklich gut erhalten. Beeindruckend!
      Ab Agropoli Sud zweigen wir ab auf die SS267, eine Küstenstraße mit dem Meer auf der einen und steilen Berghängen auf der anderen Seite der Strecke. Wegen eines Waldbrandes leitet man uns dann auch noch um ins Landesinnere auf eine extrem kurvenreichen Strecke. Super für Kurvenfreaks aber leider doch eine weiter Umweg. Nach einer trotzdem landschaftlich und fahrerisch sehr reizvollen Fahrt zum Schluss auch wieder entlang der Küste, kommen wir bei Policastro Bussentino auf die SS18, der wir nun ziemlich gelangweilt folgen, bis uns nahezu die Augen zufallen.
      Jetzt also einfach die nächste Hotellerie mit angeschlossenem Restaurant anfahren, essen und ab ins Bett. Nach rund 550 km halten wir daher direkt an der Hauptstraße im Hotel Palmed mit dem angeschlossenen „Ristorante Pesce Fresco dal 1953“. Das Abendessen ist ein unerwarteter Hochgenuss, die Übernachtung jedoch wird begleitet von einer Kakophonie aus Autolärm von der nahen Autobahn, sowie der direkt unter unseren Fenstern verlaufenden SS18, ergänzt durch die Hauptstrecke der Eisenbahn gleich daneben. Zum Glück waren wir richtig müde …
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    5. Tag: 2. September von Gizzeria nach Naxos
      So wirklich verlieben können wir uns nicht in die Landschaft auf der Strecke zur Straße von Messina, aber da müssen wir halt durch; was soll’s. Und dann die Verwirrung im Fährhafen von Villa San Giovanni, wo man nach der Abfertigung meint, man würde wieder aus dem Hafen rausfahren. Fast hätte sich der Horst wirklich völlig verfranst. Aber zum Glück hat uns ein freundlicher Lastwagenfahrer so lange angehupt und wild gestikuliert, bis wir wieder auf dem rechten Weg und auf der Fähre waren. Auch in Sizilien meiden wir die Autobahn und quälen uns durch die unzähligen Küstendörfer bis Taormina. Einmal kreuz und quer durch die engen Gassen, um einen Eindruck von der quicklebendigen, wunderschönen Stadt zu bekommen; wow!
      Dann sind wir aber doch noch ein paar Meter an der Küste entlang weiter nach Süden gefahren und nach Naxos gelangt.
      Wie jetzt? Naxos ist doch eine Insel in Griechenland?
      Naxos SicilyNun ja, im Prinzip stimmt das schon. Aber die Griechen sind rund 750 Jahre vor der Zeitenwende bereits nach Sizilien gesegelt, und haben dort – wie auch im übrigen heutigen Italien – Kolonien gegründet. Und denkt man an „New Hampshire“, an „New York“ oder an die vielen Städte in Übersee, die einfach Namen der Städte der Gründer tragen, gibt es zwischen der Antike und der Neuzeit keine großen Unterschiede, was die Namensgebung der Kolonien anbelangt.
      Wir sind also in Naxos angekommen und haben dort im RG Naxos eingecheckt, einem ehemals von der Hilton-Gruppe betriebenen Hotel. Obwohl man dem Haus heute noch ansieht, wem es einst gehört hat, ist ein gewisser Renovierungsstau nicht zu übersehen. Dennoch fühlen wir uns ab der ersten Minute sehr wohl und genießen noch den Strand und den sauberen Pool, bevor wir uns auf den Weg in den Ort und zum Abendessen begeben. 2020-09-02 Abendessen Octopus
      Und schon wieder geraten wir an einen Koch, der wirklich etwas von seinem Handwerk versteht! Welch ein Glück; ich selbst bin ein Fan von Octopus und frage deshalb danach, weil ich keinen finde auf der Karte. Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen bescheidet man mir, dass sich der Papa in der Küche wirklich freue, mir einen fangfrischen Octopus zuzubereiten. Und der – also der Fisch – war dann so gut, dass wir beschließen, am kommenden Abend wieder hier zu essen.
      Bei dem Restaurant handelt es sich übrigens um das „Ristorante Sire“ in der Viale Jannuzzo, 31 f, 98035 Giardini Naxos. Eine wirkliche Empfehlung, auch wegen der sehr zuvorkommenden und freundlichen Bedienung – offenbar der Sohn des Hauses!
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    6. Tag: 3. September – Ausflug zum Ätna
      die nordkappen am AetnaMerke: wir sind vom Parkplatz auf 1923m mit der Gondel zum Start der Allradfahrzeuge auf 2504m und damit dann zum „Torre del Filosofo“ auf 2920m gefahren; anschließend zu Fuß hoch zum „Crateri barbagallo“;
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