Die Etappe von Saint Nazaire nach La Rochelle ist wieder etwas länger als die gestrige, dafür bietet sie schon nach einem Viertel der Strecke eine spektakuläres Highlight. Doch dazu später mehr.
Erst einmal soll es noch um den gestrigen Abend gehen. Weniger darum, dass Dortmund gegen Paris Saint Germain gewonnen hat … obwohl, warum nicht damit anfangen. Gesehen haben wir das Spiel wirklich live in einer ziemlich wilden Kneipe, ganz in der Nähe unseres Hotels.
Klar waren wir die einzigen Deutschen in dem bunt gemischten Publikum und haben uns darum auch recht unauffällig verhalten. Klar, dass wir bei den vier Treffern der Pariser an das Aluminium auch laut gestöhnt haben. Aber vielleicht nicht deswegen, weil der Ball nicht ins Dortmunder Tor gelangt ist, sondern weil es halt knapp war. Und beim Eckball, den der Hummels dann eingenetzt hat, haben wir ganz unauffällig an unserem Bier genippt.
Vorher haben wir übrigens in einem echt coolen Restaurant zu Abend gespeist. Davor haben wir noch ein kleines Bierchen in einer kleinen und sehr gemütlich eingerichteten Kneipe genossen. Das Abendessen im Restaurant „Der kleine Vielfraß“ hat dann dem Namen der Lokalität alle Ehre gemacht. Da wurden zum Beispiel Schweinshaxen mit einem ganzen Kilogramm Gewicht vorbeigetragen! Wir haben uns bescheidet und uns nicht ganz so schlimm vollgefressen 🙂 und sind dann satt und zufrieden zum Fußballgucken gegangen.
Na ja klar: die Bunker haben wir uns natürlich auch noch angeschaut.
Aber jetzt endlich zum heutigen Tag.
Und auch gleich zum ersten Highlight, wie oben angekündigt. Der Name des Höhepunktes ist: „Passage de Gois“. Wikipedia weiß dazu Folgendes zu sagen:
Die Passage du Gois (oft nur: Le Gois) ist eine straßenbauliche Kuriosität. Sie ist ein Teil der ehemaligen Nationalstraße 148 zwischen Noirmoutier-en-l’Île und Limoges. Seit 1973 als Départementsstraße D 948 verläuft sie im Naturschutzgebiet Baie de Bourgneuf zwischen der Île de Noirmoutier und Beauvoir-sur-Mer auf dem Festland.
Der Gois ist nur gezeitenabhängig nutzbar. Bei Niedrigwasser ist Fahrzeugverkehr möglich, bei Hochwasser ist die Fahrbahn von etwa zwei bis drei Meter Wasser vollständig überflutet. Die Höhe des Wasserspiegels schwankt allerdings stark: Bei einer Nippflut und ruhigen Wetterbedingungen ist die Fahrbahn auch beim Wasserhöchststand der Flut weniger als einen Meter hoch bedeckt, bei einer Springflut und ungünstigen meteorologischen Bedingungen kann der Wasserhöchststand bis zu 4,5 Meter über der Fahrbahn liegen.[1]
Es gibt einige weitere Straßen dieses Typs – außergewöhnlich an der Passage du Gois ist ihre Länge von 4,5 Kilometer.
Und wirklich ist ein schon sehr außergewöhnliches Ding, eine Straße zu befahren, die die meiste Zeit Ihres Daseins unter dem Meeresspiegel verbringt. Diese Sehenswürdigkeit kündigt sich im Übrigen schon viele Kilometer vorher durch Staus ohne Ende an. Zum Glück fahren wir nur einspurige Geräte und fahren an den stehenden Autos einfach vorbei. Und dann sind wir wirklich überrascht, dass hunderte von Autos links und rechts dieser Passage parken.
Was treiben die tausende Insassen dieser Vehikel? Die graben nach Muscheln oder habe Hämmerchen dabei, mit denen sie diese von den Steinen lösen. Unfassbar viele! Einer davon hat kein Glück beim Parken und fährst seine Karre richtig fest im Schlamm. Bis wir vorbeigefahren sind, ist das Seil, mit dem versucht wird, den Kleinwagen wieder frei zu bekommen, schon zweimal gerissen. Nun denn, die nächste Flut kommt mit Sicherheit!
Zurück von Noirmoutier auf das Festland nehmen wir die Brücke und legen einige Kilometer später einen Stopp beim Schachtelwirt ein, um einen Kaffee zu trinken. Und dazu nur so viel: von der vorab bezahlten Bestellung bis zur Lieferung der simplen vier Kaffees dauert es geschlagene 27 Minuten! Das war echt das letzte Mal Schachtelwirt (=McDonalds).
Laut Plan wollen wir an La Rochelle zunächst vorbei auf die Ile de Ré, um dort eine kleine Portion Austern zu essen. Doch der Stau vor der Mautstation ist noch um eine Vielfaches länger, als vorhin vor der Passage de Gois. Trotzdem quälen wir uns an dem Stau vorbei bis zur Mautstation, nur um dort festzustellen, dass wegen eines Unfalls gar keine Autos mehr auf die Brücke gelassen werden.
Wir nehmen daher die letzte Möglichkeit wahr und kehren wieder um. Und dann beginnt das Abenteuer erst richtig: In La Rochelle gibt es mehr Einbahnstraßen als irgendwo sonst auf der Welt! Nachdem wir dreimal versucht haben, unser Hotel zu erreichen, dabei durch Fußgängerzonen gefahren sind, Einbahnstraßen in der falschen Richtung benutzt, winkende Kinder und schimpfende Radfahrer hinter uns gelassen haben, verzweifelt an unseren Navis herumgedoktert haben, schafft es letztlich unser NC90 mit seinem Handy, uns über unfassbare Umwege doch noch bis in die Nähe des Hotels zu leiten.
Die Lage des Ibis Styles ist wirklich gut, es sind nur ein paar Schritte bis zum alten Hafen, und dort treffen wir auf eine unüberschaubare Masse von Menschen, welche die warme Sonne zum Anlass nehmen, die ebenso unglaublich große Zahl von Kneipen rund um die Hafenbecken zu bevölkern.
Wir essen zunächst typisch französische Gerichte bei einem typischen Japaner und schauen uns zuletzt noch die grandiose Niederlage vom grandiosen FC Bayern gegen Real Madrid in einer grandiosen Kneipe an.
Ein grandioser Tag findet nach der grandiosen Fahrt von Saint Nazaire nach La Rochelle sein grandioses Ende wie immer im Bett!
Gute Nacht!