Rundfahrt auf der Route des Phares – Tag 04 – 129 km

Rundfahrt auf der Rue des Phares
Route auf der „Straße der Leuchttürme“

Auf der heutigen Rundfahrt entlang der Route des Phares werden wir, wie der Name schon sagt, einige Leuchttürme besuchen, darunter den höchsten Leuchtturm Europas, den Phare de l’Île Vierge mit immerhin 82,5 Metern! So lautet zumindest der Plan für diesen Sonntag!

Doch leider beginnt der Tag in Bezug auf das Wetter nicht sehr viel versprechend. Beim Aufwachen ist der Himmel mehr schwarz als grau und aus den Wolken fällt Wasser in einer nicht definierbaren Form. Es scheint irgendetwas zwischen Regen und Nebel zu sein.

Trotzdem setzen wir uns erst einmal an den reichlich gedeckten Frühstückstisch. Um genau zu sein: aufdecken müssen wir natürlich selbst, aber das Angebot ist wirklich sehr umfangreich. Gerade als wir uns überlegen, wegen des miesen Wetters eventuell ein Auto zu mieten, meint wetteronline, dass gegen 11 Uhr die Sonne einen Großteil der Wolken vertreiben wird.

Und also lautet der Beschluss, dass die Nordkappe fahren muss – und zwar jede mit dem eigenen Moped! Leihwagen – geht ja gar nicht!

Also starten wir gegen elf Uhr in Richtung Westen. Unser erstes Ziel in der Sonne (!) ist der Point de Minou mit dem Phare du Petit Minou.

Phare Petit Minou
Phare Petit Minou

Das ist ein Leuchtturm, der die Einfahrt nach Brest markiert. Außerdem ist der Standort zu einer regelrechten Festung ausgebaut, die man noch heute besichtigen kann. Außerdem war der Leuchtturm einst Standort von höchst interessanten Experimenten: Zwischen 1926 und 1929 leitete André Coyne, Ingenieur im Leuchtturm- und Bakendienst, ein avantgardistisches Projekt zur Nutzung von Wellenenergie. Wo die felsigen und steilen Küsten natürliche Hohlräume aufweisen, in die die Wellen strömen und die Luft komprimieren, bestand die Idee darin, eines dieser „Gebläselöcher“ anzuordnen, um eine mit einem Dynamo gekoppelte Luftturbine zu installieren, die ein Haus zum Leuchten bringen würde.

Seine Artikel in der Revue générale de l’Hydraulique werden dazu beitragen, das Bewusstsein für das Potenzial der Wellenenergie zu schärfen. Er baute am Fuße des Minou-Leuchtturms eine Art künstlichen Trichter, der teilweise noch sichtbar ist und in dem die Wellen die Luft durch einen Staueffekt komprimierten. Er dachte darüber nach, diese Druckluft zu nutzen, als die Anlage durch einen Sturm zerstört wurde. So kann’s gehen mit der Wissenschaft!

Immer noch scheint die Sonne! Wir fahren weiter Richtung Westen und kommen kurz vor dem süd-westlichsten Punkt an einem Museum vorbei, welches wiederum die Zeit zwischen 1939 und 1945 zum Thema hat. Hier finden wir unter anderem wirklich seltsame „Ein-Mann-Bunker“, in die nur ich selbst hineinpasse. Für die übrigen Nordkappen ist der Zugang schlicht zu schmal! So kann’s gehen, wenn man die Figur von der Brauerei designen lässt!

Nur ein paar Meter von hier entfernt stoßen wir auf den Leuchtturm von Saint Mathieu. Auch eine sehr interessante Geschichte. Früher, sehr viel früher, gab es hier mal eine Abtei mit einer gewaltigen Kirche. Irgendwann wurde die Kirche an einen Bauunternehmer verkauft, der diese ausschlachtete, um seine Projekte zu verwirklichen. Dann wurde der Turm der Kirche noch um die Hälfte verkleinert, weil der dem neu gebauten Leuchtturm im Weg stand. So kann’s gehen mit den Kirchen!

Ein Stück Wegs weiter nach Norden finden wir ein wunderschönes, kleines Café, sitzen im Freien, treffen nette Menschen und genießen den Blick auf das Meer, das sich momentan höflich zurückgezogen hat.

Während wir das Aber Wrac’h von einem schönen Aussichtspunkt besichtigen, ziehen ziemlich unangenehm aussehende, dunkle Wolke in Höchstgeschwindigkeit auf. Nur der Oli reagiert und zieht sich die Regenklamotten an. Wir anderen denken, dem Unbill trotzen zu können. 

Doch nach wenigen weiteren Kilometern erkennen wir, bereits ziemlich durchnässt, unseren Irrtum. In einer winzigen Bushaltestelle suchen wir Schutz beim Anlegen unserer Regensachen. Und, wie als wollte uns der Wettergott eins auswischen, hört der Starkregen auf, kaum dass wir unsere Gummihaut angelegt haben. Aber gut, nun sind wir wenigstens vor zukünftigen Regengüssen geschützt.

Aber vor lauter Regen und der damit zusammenhängenden Hektik, verpassen wir tatsächlich das geplante Highlight des heutigen Tages, nämlich den höchsten Leuchtturm Europas. Stattdessen sind wir schon wieder auf dem Weg nach Süden. Im nächsten Dorf jedoch werden wir von einem völlig anderem Ereignis ausgebremst. Nichts geht mehr auf der Straße. Und warum?

Hier findet am 4. und 5. Mai ein Radrennen statt, weswegen im der Region zahlreiche Straßen gesperrt sind. Nachdem es auch keine Ausweichrouten gibt, stehen wir halt herum und warten das Ende der Schlange von Radlern ab, die in einer unfassbaren Geschwindigkeit an uns vorbeikurbeln.

Dieses Event bremst uns dann noch ein paarmal aus, bevor wir – inzwischen wieder ziemlich trocken – nach Brest in unser Hotel zurückkehren. Hier leisten wir uns ein Tages-Etappen-Abschluss-Bier und bereiten uns anschließend konsequent auf den weiteren Verlauf des Abends vor. So kann’s gehen mit der Planung eines ganzen Tages! 

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