Von Inverness nach Bettyhill
Gestern Abend haben wir in der Gellions Bar noch ein sehr nettes junges Ehepaar kennengelernt, die es auf ihrer Hochzeitsreise nach Inverness verschlagen hat. Die beiden wohnen in Norwegen in einem Haus, an dem wir bereits einmal auf dem Weg von Lillehammer nach Westen vorbeigefahren sind. Wer weiß, vielleicht besuchen wir sie einmal bei unserem nächsten Trip in den hohen Norden!
Nach einer ruhigen Nacht und einem wirklich mit viel Liebe zubereitetem Frühstück machen wir uns auf die Socken, oder vielmehr auf die Räder und steuern erst einmal die nächstgelegene Tankstelle an. Wer weiß, wie viele Möglichkeiten es entlang der Küstenstraße noch gibt, Benzin zu fassen? Das erste Zwischenziel ist Ullapool. Leider beginnt es auf dem Weg dorthin zu regnen und wir packen uns in die Gummihäute, die im Nebeneffekt außerdem zusätzlich den inzwischen doch recht kalten Fahrtwind abhalten. Die Außentemperatur ist nämlich im Regen auf immerhin recht kühle 10° C gefallen. Das allein ist noch nicht wirklich schreckhaft für echte Nordkappen, aber frieren muss ja auch nicht sein!
Nachdem ja immer, oder zumindest meistens, der Weg das eigentlich Ziel sein sollte, beschließen wir kurz nach Ullapool, von der sorgfältig (!) geplanten Route ausnahmsweise komplett abzuweichen. Alternativ zu unserer Planung gibt es auch eine single track road an der Westküste entlang, die zwar um etliche Kilometer länger, dafür wesentlich spektakulärer ist, als die ursprüngliche Strecke. Entlang der Straße finden sich dann auch Stellen, die uns spontan zum Anhalten einladen. Als Beispiel sei das Ardvreck Castel genannt, das sich dem Betrachter recht pittoresk und doch marode präsentiert.
Auf diese Art kommen wir am Clachtoll Beach auch an einem bemerkenswerten kleinen Imbisswagen vorbei, der uns prompt zu einer heißen Tasse Kaffee einlädt. Das Getränk stellt sich erstaunlicherweise als ein wirklich gut gebrauter Kaffee heraus – viel besser, als wir ihn in manch einer Tanke oder in dem einen oder anderen Hotel bekommen haben.
Doch noch einmal zu den Straßen: Diese „single track roads“ stellen schon eine gewisse Herausforderung dar, weil es zwar jede Menge Ausweichstellen gibt, jedoch nicht jeder entgegenkommende Fahrer bereit ist, in einer solchen auch anzuhalten, um uns vorbeizulassen. Nun haben wir ja auch nur einspurige Fahrzeuge, aber trotzdem ist es vielfach selbst für uns zu eng, um neben einem Auto noch durchzupassen. Dennoch kommen wir unfallfrei durch die atemberaubende Landschaft unserem Ziel immer näher.
Diese Ecke von Schottland kann sich tatsächlich durchaus messen mit unserem bisherigen, absoluten Favoriten: der Landschaft in Norwegen nämlich. Vor allem, weil sich das Wetter hier ganz oben an der Nordküste wieder von seiner besten Seite zeigt, offenbart uns die Natur ihre ganze Schönheit. Wunderbar!