Von Bergen nach Lysebotn
Heute morgen haben wir uns noch einmal den Wetterbericht zu Gemüte geführt und auf dieser Grundlage beschlossen, nicht den schnellen Weg über die E39 über Stavanger zu nehmen. Statt dessen wollen wir uns auf der ursprünglich geplanten Route bewegen, weil die Voraussagen nicht allzu viel Regen prognostizieren.
Was wir allerdings nicht wissen: Auf der FV49 wird praktisch in allen Tunnels der Straßenbelag ausgebessert, die Lampen an der Decke gewechselt oder sonst irgend etwas gebosselt. Jedenfalls stehen wir teils recht lange vor jeder Tunneleinfahrt und warten auf das „Ledebil“. Das ist das Führungsfahrzeug, quasi das „Follow Me“ der Straßenbauer. Und das zuckelt dann teils so langsam vor Dir her, dass Du fast vom Moped fällst! Durch diese Art des Reisens wirst Du zwar ordentlich entschleunigt, erreichst aber zum Beispiel die Fähre nicht mehr und musst auf die nächste warten, die eine ganze Stunde später fährt. Aber wir sind ja im Urlaub und es regnet nicht. Im Gegenteil scheint ab und an die Bärbel zwischen den lockeren Wolken durch.
Aber wie schon auf den vergangenen Etappen entschädigt uns die phänomenale Natur vollends für die ärgerlichen Wartezeiten.
So richtig sensationell zeigt sich Norwegen dann ab Valle / Nomeland! Hier fährst Du ab von der „9“ auf den Suleskardveien und dann den Lyseveien, Straßen, die nur aus Kurven bestehen, die sich gut 75 km konstant zwischen 800 und mehr als 1000 m Hohe dahinschlängeln, die links und rechts von vereisten Seen gesäumt werden, dass Du meinst, Du wärst in der Arktis zwischen kalbenden Eisbergen – kurz: wir sind hin und weg von den optischen Eindrücken.
Und dann kommt der Höhepunkt: die Abfahrt vom Kjerag, einem Aussichtspunkt mit Café, hinunter nach Lysebotn. Diese Straße gibt es erst seit 1984; vorher erreichte man den kleinen Ort am Ende des Lysefjords ausschließlich mit der Fähre.
Letztlich wurde die Baustraße im Zusammenhang mit dem Ausbau des Kraftwerkes Tjodan dann doch für den privaten Verkehr „ausgebaut“, also freigegeben, und führt nun über 27 Haarnadelkurven, die teils nur 50 m auseinanderliegen, steil nach unten. Sensationell!
Für die Mopedfahrer unter Euch: die Straßen sind allesamt so eng, dass sich zwei Autos nicht ohne Probleme begegnen können und auch für Mopedfahrer wir es im Begegnungsverkehr oft beklemmend eng. Außerdem gibt es Menschen, die mit riesigen WoMos diese Straßen befahren, als wären es Autobahnen. Hinter jeder Kurve kann so ein Ungetüm auftauchen. Also bitte: höllisch aufpassen!
Unten angekommen verabschiedet sich die Sonne und macht einem richtigen Sauwetter Platz, das wenig Hoffnung auf den morgigen Tag zulässt.
Übernachtet wird im „Kjerag Lysebotn Camping Resort“, das uns für viel Geld zwei winzige Zimmerchen mit je zwei Betten bietet. Wenigstens gibt es für ebenso viel Geld eine Kleinigkeit zu essen und zum Glück haben wir unseren eigenen Wein dabei.
Insgesamt ein toller Tag mit sensationellen Eindrücken!