Eckental, Travemünde – Helsinki, Kärsämäki
Planmäßig haben wir uns am Sonntag zunächst einmal bei einem Kaffee in Eckental versammelt, uns gesammelt, verabschiedet und auf die Motorradreise zum Nordkap begeben. Bei ziemlich schönem Wetter und sehr angenehmen Temperaturen, sowie geringem Verkehr, sind wir ohne Probleme bis nach Lübeck gelangt. Dort waren wir derart unvermutet zeitig, dass wir uns noch eine längere Pause bei einem recht guten Inder gönnen konnten, bevor wir uns am Skandinavienkai in Travemünde ganz vorne in der Schlange der wartenden PKWs eingereiht haben.
So gegen halb neun durften wir dann einchecken, was realiter bedeutet, jetzt mit den Zimmerkarten in der Tasche rund 200 m weiter vorfahren zu dürfen, nur um dort wieder zwei Stunden zu warten. Zum Glück hatten wir vorgesorgt, so dass wir nicht verdursten mussten!
Endlich wurden wir dann gegen 23 Uhr auf das Schiff gelotst, wo wir die Mopeds verzurrten und unsere Suite auf Deck 8 bezogen. Nach einem kurzen Schluck zur guten Nacht haben wir uns ziemlich erschöpft zur Ruhe begeben.
Nach einem reichhaltigen Frühstück an Bord genossen wir die Sonne und die Ruhe, haben geschlafen, gelesen und uns auf das gigantische Abendessen gefreut. Die Verpflegung an Bord, die wir schon vorab mit gebucht hatten, ist wirklich sensationell! Allein die Spargelcremesuppe war ein Gedicht!
Am Dienstagmorgen gegen halb zehn sind wir dann in Helsinki eingelaufen und ohne Probleme zur Etappe nach Kärsämäki gestartet. Zum Glück hatten wir uns schon nach einem Blick auf den Wetterbericht warm angezogen, denn es war ziemlich windig und mit etwa 7° C nicht wirklich warm. Trotzdem spulten wir die rund 500 km mit einem Tank- und einem Kaffeestop ohne wirkliche Höhepunkte ab. Ab Lahti wird die Landschaft so richtig schön – Seen und Wälder wechseln sich mit grünen Feldern und netten Häuschen ab.
Kurz hinter Emolahti ist rechts eine Tankstelle, wo irgend jemand ein Faible für Glocken zu haben scheint. Jedenfalls gibt es dort Glocken aus aller Herren Ländern; sogar ein wunderschönes Exemplar aus Tansania hängt dort an seinem improvisierten Gestühl! Warum auch immer 🙂
Das kleine Hotelli Keskipiste bietet uns heute Nacht zumindest ausreichend Platz in einem geräumigen Zimmer mit vier Betten.
Der Empfang war jedoch nicht sehr vielversprechend. Wir runter vom Moped und in die Rezeption, die in ein recht schummriges Licht getaucht war. Zunächst war niemand zu sehen. Doch dann regte sich auf dem Sofa neben einem, mit leeren Flaschen vollgestellten Tisch, eine Gestalt mit zerzausten Haaren und leerem Blick. Dann mit fragendem Blick. Ich: „Wir haben eine Reservierung.“ Er: „Nummer?“ Ich – ratlos: Auto-, ‚Telefon-, Hausnummer? Er: “ How many?“ Na gut, er könnte fragen, zu wievielt wir einchecken wollen, also „four“. Er lapidar: „Fifteen.“ Aha, na gut. Eventuell Zimmer Nummer fünfzehn. Tatsächlich. Ein Zimmer mit vier Betten. Groß und sauber. Seitdem nichts mehr von ihm gesehen oder gehört.
Wir werden jetzt im Nachbarhaus etwas essen und dann stracks ins Bett gehen, um uns für die morgige Fahrt nach Rovaniemi zu erholen. Bis dahin …